Startschuss der Futtertischgespräche im Projekt RegioRind
Mit dem Projekt RegioRind
hat die Rinder-Union West eG (RUW) gemeinsam mit dem Förderverein Bioökonomieforschung e.V. (FBF), der Fachhochschule Südwestfalen und der Westfleisch SCE mbH am 1. September 2024 ein neues Gemeinschaftsprojekt gestartet. Unterstützt wird das Projekt außerdem von Agravis Raiffeisen AG sowie dem Bundesverband Rind und Schwein e.V. (BRS). Ziel ist es, den Einsatz alternativer Fleischrassen in der Milchviehhaltung zu erproben und eine wissenschaftlich fundierte Datengrundlage zu schaffen. So sollen künftig gut mastfähige, regional erzeugte Kälber für die Bullenmast in Nordrhein-Westfalen gewonnen werden.
Nach der Auswahl von 20 Projektbetrieben und der gezielten Besamung von Milchkühen mit männlich gesextem Sperma der Fleischrassen Speckle Park, Blonde d’Aquitaine und Limousin zwischen Februar und April 2025, werden die ersten Kälber ab November 2025 erwartet.
Im September und Oktober 2025 fanden die ersten Futtertischgespräche auf Milchviehbetrieben in Wesel, Tönisvorst und Nottuln statt. Ziel dieser Auftaktveranstaltungen war es, die Betriebe frühzeitig einzubinden, offene Fragen zu klären und den Wissenstransfer zwischen Praxis, Wissenschaft und Wirtschaft zu fördern. Zudem wurden die Grundlagen der Datenerfassung am Kalb erläutert und erste Schritte zur engeren Vernetzung eingeleitet. Hierzu wurde durch die beteiligten Akteure ein vielseitiges Programm gestaltet.
Abwechslungsreiches Programm für teilnehmende Betriebe
Zunächst stellte der FBF das Projekt RegioRind NRW
den teilnehmenden Milchviehbetrieben vor. Ziel ist es, neue Wege für eine tiergerechte, regionale und wirtschaftlich tragfähige Rindfleischerzeugung in Nordrhein-Westfalen aufzuzeigen. Die bislang häufig eingesetzte Rasse Weißblaue Belgier bietet zwar hohe Mastleistungen, ist jedoch aufgrund von Schwergeburtenrisiken und tierschutzrelevanten Aspekten langfristig aus Sicht der Partner nicht zukunftsfähig. Hier setzt RegioRind NRW
an: Durch die Erprobung alternativer Fleischrassen in der Milchviehhaltung sollen gut mastfähige für die regionale Bullenmast entstehen, die gleichzeitig auch positive Eigenschaften für den Milchviehbetrieb mit sich bringen – ein wichtiger Schritt zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten.
RUW: Zahlen, Daten und Fakten zu den eingesetzten Rassen
Die Rinder-Union West präsentierte aktuelle Zahlen zu den eingesetzten Fleischrassen und ersten Trächtigkeitsergebnissen. Neben den drei Projektrassen Blonde d’Aquitaine, Limousin und Speckle Park wurde auf aktuelle Entwicklungen im Bereich Beef-on-Dairy hingewiesen.
Erste Trächtigkeitsergebnisse zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Betrieben: Im Schnitt lag der Anteil tragender Kühe bei rund 22 Prozent, wobei einzelne Betriebe deutlich höhere oder niedrigere Ergebnisse erzielten. Als mögliche Einflussfaktoren wurde der Einsatz von gesextem Sperma, das individuelle Herdenmanagement sowie betriebliche Rahmenbedingungen vorgestellt.
Agravis: Starke Kälber - starke Zukunft - wie wir Wachstum gezielt fördern
Nadine Henke (Agravis Raiffeisen AG) stellte in ihrem Vortrag praxisnahe Empfehlungen zur optimalen Kälberaufzucht vor. Unter dem Motto Starke Kälber – starke Zukunft
zeigte sie auf, dass hohe Tageszunahmen von über 1.000 g pro Tag entscheidend für Tiergesundheit, spätere Milchleistung und Fruchtbarkeit sind.
Wichtige Stellschrauben sind dabei:
- ausreichende Milchmenge und Tränkedauer,
- richtige Konzentration des Milchaustauschers (140–160 g/l),
- hochwertige Zusammensetzung mit hohem Magermilchpulveranteil,
- sowie ein langsames, stressfreies Absetzen.
Eine intensive Fütterung in den ersten Lebenswochen fördert die metabolische Programmierung der Kälber und legt damit die Grundlage für eine hohe Lebensleistung.
Fachhochschule Soest – Datenerfassung per Kälberkarte
Die Fachhochschule Soest stellte im Rahmen der Futtertischgespräche ihren Beitrag zum Projekt vor. Ein zentrales Element ist dabei die sogenannte Kälberkarte, die von den Milchviehhaltern für jedes Kalb ausgefüllt wird. Auf der Kälberkarte werden alle wichtigen Daten rund um die Geburt und Aufzucht festgehalten. Dazu gehören Angaben zur Geburt, zur Kolostrumeingabe, zu Behandlungen sowie zu den Gewichten der Kälber.
Ausblick
In den kommenden Monaten werden die Daten aus allen Projektbetrieben systematisch erhoben und wissenschaftlich ausgewertet. So entsteht eine belastbare Datengrundlage zu Leistung, Tiergesundheit und Fleischqualität, die neue Impulse für Zucht, Aufzucht und Mast in Nordrhein-Westfalen liefert.






Pressemitteilung RegioRind Futtertischgespräche