05.05.2011rss_feed

Erstes Phänomics-Statusseminar diskutiert über das Wohlbefinden von Nutztieren

Im Mittelpunkt des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Kompetenznetzes Phänomics steht das Wohlbefinden von Nutztieren. Das Kompetenznetz setzt sich aus fünf verschiedenen Verbundprojekten zusammen. Diese haben das gemeinsame Ziel, das Wohlbefinden von Rindern und Schweinen einschätzen zu können. Um diese neuen Merkmale auf einfachem Weg zu erfassen, werden Marker auf Ebene des Genoms, des Transkriptoms, des Proteoms oder des Metaboloms gesucht. Nach Möglichkeit sollen diese Marker im bestehenden Leistungserfassungsprozess, z. B. der Milchleistungsprüfung erfasst werden.

Das erste Phänomis Statusseminar fand am 27. und 28. April 2011 in Rostock-Warnemünde statt. In dem Seminar wurden die ersten Zwischenergebnisse einzelner Projekte vorgestellt und gemeinsam diskutiert.

Ein Verbundprojekt beschäftigt sich mit sich mit der Aufbereitung von Daten und wie die Informationen der verschiedenen omics-Ebenen (Transkriptom, Proteom, Metabolom) miteinander sowie dem Genom und dem Phänotyp in Verbindung gebracht werden können. Für die gesamten Daten, die im Projekt erfasst werden, wird eine eigenständige Datenbank errichtet. In diesem Projekt arbeiten Genomiker, Mediziner und Bioinformatiker gemeinsam.

Ein weiteres Verbundprojekt beschäftigt sich mit der Erfassung von Phänotypen zum Merkmal Verhalten. Im Mittelpunkt dieses Projektes steht die Frage Wie ist Wohlbefinden?. In Verhaltensversuchen mit Rindern und Schweinen wird zunächst das Verhalten von Tieren erfasst. Daraus werden Merkmale, die das Wohlbefinden beschreiben, entwickelt. Für die Wissenschaftler ist es wichtig zu untersuchen, ob es einen negativen Zusammenhang zwischen Produktionsmerkmalen und dem Wohlbefinden gibt.

In den weiterführenden Verbundprojekten werden Biomarker zu den neuen Merkmalen gesucht. Nach Möglichkeit sollen diese Biomarker etabliert und in Zuchtprogramme übernommen werden.

Am zweiten Tag fand ein Workshop Animal Welfare statt. In diesem Seminar stellten Wissenschaftler des Projektes Phänomics sowie zwei Wissenschaftler aus den Partnerländern Frankreich und Großbritannien den derzeitigen Stand im Gebiet des Wohlbefindens von Nutztieren vor. Es referierten die führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet des Wohlbefindens von Nutztieren über den derzeitigen Stand ihrer Fachgebiete. Dr. Alain Boissy, INRA, Frankreich, untersucht, ob Tiere Emotionen aufweisen, die denen von Menschen ähnlich sind. Es zeigt sich, dass Tiere Verhalten aufweisen, die als positive oder negative Emotionen eingeordnet werden können. Nun wird versucht, von den Emotionen auf Wohlbefinden zu schließen. Wohlbefinden wird als lang anhaltende positive Emotion verstanden.

Dr. Birger Puppe, Leibniz-Institut, Dummerstorf, zeigte die Entwicklung der Definition für Wohlbefindens von Tieren. Das Tier handelt aus seinem Anpassungsrepertoire heraus und muss auf die Herausforderungen der Umwelt reagieren. Es zeigt sich, dass ein hoher Forschungsbedarf im Bereich des Wohlbefindens in Deutschland vorliegt. Da Wohlbefinden ein komplexes Merkmal ist, muss eine wissenschaftliche Definition gefunden werden.

Dr. Lutz Bünger, Scottish Agricultural College, Schottland, berichtet über die Verbindung der Genetik und Zucht zu Merkmalen des Wohlbefindens. Es stellt sich die Frage, ob man zwei negativ korrelierte Merkmale gleichzeitig verbessern kann. Es zeigt sich, dass die Genetik ihren Beitrag leisten kann und im Gegensatz zu anderen Verfahren kosteneffizient ist. Zur Umsetzung ist es allerdings notwenig, dass die Züchter Merkmale definierten müssen, auf welche sie im Zusammenhang mit tierischem Wohlbefinden züchten möchten.

Prof. Steffen Hoy, Justus-Liebig-Universität Gießen, stellt den Zusammenhang zwischen der Haltung von Tieren und deren Verhalten vor. In verschiedenen Untersuchungen zeigt sich, dass Gruppenhaltung von Tieren entscheidend mit dem Sozialverhalten der Tiere in Verbindung steht. Bei der Zusammenführung von Tieren kommt es zu Rangkämpfen, die biologisch notwendig sind. Das Ziel bei der Verbesserung des Wohlbefindens von Tieren ist es daher, die Rangkämpfe zu minimieren und damit das Wohlbefinden zu steigern.

Prof. Joachim Krieter, Christian-Albrechts-Universität Kiel, stellt computergestützte Entscheidungsmodelle vor. Es geht dabei näher darauf ein, wie man aus vorhandenen Betriebs- und Tierdaten Empfehlungen zum Gesundheitsmonitoring ableiten kann.

 

Weitere Informationen unter phaenomics und agrar-presseportal.